St. Patrick's Rock Cashel
Skizze von St. Patrick's Rock
Die Monumentalität und der Umfang der Bauten, die St. Patrick´s Rock krönen, sind unvergleichbar in Irland. Der Komplex hat einen einzigartigen, landesspezifischen Charakter und ist einer der bemerkenswersten in Europa.
Das älteste und höchste Bauwerk von Cashel ist der Rundturm, der einer der besterhaltensten seiner Art ist. Das zweitälteste Gebäude ist die berühmte, 1134 geweihte Kapelle von König Cormac. Verbunden mit diesen beiden Bauten, sowie östlich und westlich über sie hinausragend, erstreckt sich die zwischen 1235 und 1270 errichtete dachlose Kathedrale, gekrönt von einem massiven Turm, vermutlich aus dem 14. Jahrhundert. Am westlichen Ende grenzt sie an den mächtigen erz- bischöflichen Palast, der hundert Jahre später angeaut wurde. Der einzige nicht zum Komplex gehörende Bau, durch den der Besucher eintritt, ist die Hall of the Vicars Coral (Saal der Chorvikare), die zusammen mit dem Schlafsaal ebenso im 15. Jahr- hundert errichtet wurde.
Cormac's Chapel
König Cormac Mac Càrthaigh begann im Jahr 1127 mit dem Bau von Cormac's Chapel (Cormacs Kapelle), 1134 wurde sie eingeweiht. Sie ist wohl die älteste romanische Kirche in Irland. Im Unterschied zu den anderen romanischen Kirchen Irlands, deren Grundriß einfach nur mit einzelnen schmückenden Elementen versehen ist, ist die Cormac's Capel ein sehr ausgeklügeltes Bauwerk. Irlands geistige Reformer des frühen 12. Jahrhunderts waren mit den Ereignissen in anderen Ländern wohlvertraut. Irische Mönche aus Regensburg waren einige Jahre vor dem Baubeginn der Kapelle nach Irland gekommen, um für den Bau ihrer Kirche um Almosen zu bitten. Dirmicius, von 1121 bis 1133 Abt von Regensburg, schickte vier seiner Mönche, darunter auch Conrad den Zimmermann und William, deren Namen eher deutsch alsirisch klingen. Sie sollten bei der Arbeit in Cashel helfen. Die Zwillingstürme an den beiden Seiten der Verbindung zwischen Hauptschiff und Chor verraten deren Einfluß, da dieses Merkmal in Irland sonst unbekannt ist. Auch die Arkaden außerhalb und innerhalb der Kapelle weisen ausländischen Einfluss auf, möglicherweise von Bayern oder dem Rheinland.
St. Patrick's Cross

Vor den Gebäuden in der Nähe des Eingangs fällt dem Besucher sofort die Nachbildung des St. Patrick's Cross (St. Patrick-Kreuz) auf, das auf einer niedrigen Platt- form steht (das Original ist im Kellergeölbe der Hall of the Vicars Choral untergebracht). Seine Form ist einzigartig: anders als bei den übrigen berühmten irischen Hochkreuzen führten hier senkrechte stützende Teile - von denen einer noch vorhanden ist - zum Querbalken, ausserdem fehlt der typische Steinring an der Verbindungsstelle von Stamm und Armen. Diese senkrechten Stützen könnten die Kreuze der beiden Diebe dargestellt haben. Zu beiden Seiten des Hauptes des Gekreuzigten finden sich Spuren von nachträglich eingesetzten Steinen, möglicherseise mit kleinen Engelsfiguren.

Auf der Vorder - und Rückseite ragen Figuren im Hochrelief aus dem Kreuz: auf der Westseite der Gekreuzigte im knöchellangen Gewand, auf der Ostseite ein Geislicher - möglicherweise der hl. Patrick - in vollem Ornat; er steht auf einem schön gemeisselten, nun jedoch schon sehr verwitterten Ochsenschädel. Dieses bemerkenswerte Kreuz, das ursprünglich zweifellos aus einem einzigen Block gehauen wurde, ist ungefähr 2.3 Meter hoch. Es wächst aus einem massiven Sockel, welcher der Krönungsstein der Könige von Munster gewesen sein soll. Ob diese Überlieferung stimmt oder nicht: es besteht kein Zweifel daran, daß der Sockel für seinen heutigen Zweck, nämlich als Teil des ganzen Monuments geschaffen wurde. Seine Reliefs, leider stark verwittert, sind bemerkenswert, besonders jenes an der Ostseite, das sich - obwohl schon etwas angegriffen - besser abzeichnet als die anderen. Das Feld besteht aus verschlungenen Tierkörpern, ist also im Stil den Reliefs auf dem Sarkophag in der Cormac's Chapel sehr ähnlich. Es liegt die Vermutung nahe, daß Kreuz und Sarkophag aus derselben Epoche, nämlich der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts, stammt. Das kaum noch sichbare Bild auf der Südfront des Sockels (Kreuze und Felder, jenen Mustern auf den Glockenschreinen aus derselben Zeit nich unähnlich) bestätigt diese Vermutung. An der Nordseite ist eine große, enge gewundene Spirale oder mehrere konzentrische Kreise mit einer kleinen Verzierung in der Mitte abgebildet, die jedoch auch bei günstigen Lichtverhältinissen nur schwer zu erkennen sind. Die Reliefs an der Westseite sind nicht mehr erhalten.
Die Hall of the Vicars Choral
Man erreicht den Gebäudekomplex auf dem Rock of Cashel wie schon seit jeher über einen Weg an der Südseite. Auf der rechten Seite steht eine Reihe von Gebäuden aus dem 15. Jahrhundert, die unter Erbischof Ò hÈidhin errichtet, später jedoch etwas abgeändert wurden. Dazu gehören ein Schlafsaal und die Hall of the Vicars Choral (Saal der Chorvikare). Die Chorvikare, für gewöhnlich Laien, mitunter auch Stiftsherren niedrigen Ranges, sangen bei Gottesdiensten in der Kathedrale. In Cashel gab es ursprünglich acht Vikare, die Land und ein Siegel als juristische Person besaßen. Die Zahl wurde später auf fünf herabgesetzt und Geistliche wurden zu Ehrenvikaren er- nannt, die ihrerseits wiederum Sänger zu ihren Stellvertretern wählten. Dieses System wurde bis 1836 beibehalten. Die ausserordentlich großen Gebäude sind in zwei zwei- geschossige Komplexe unterteilt, von denen der westliche in seinem unteren Teil gewölbt war. Zahlreiche Fenster, einzelne Öffnungen mit Karniesen und eine Reihe von ähnlich gestalteten zweiteiligen Fenstern, die allerdings mit Kranzleisten versehen waren, erhellten die Räume. In einem dieser Räume, dem Hauptwohnraum, sieht man einen prächtigen Kamin, der eine nicht vollständig erhaltene Inschrift trägt und der in einen Schornstein von ungewöhnlicher Form mündet.
Das östliche Gebäude dürfte als Schlafsaal gedient haben. Das Ofice of Public Works hat die Hall of the Vicars Choral zum Großteil neu überdacht und restauriert. Geht man vom Eingang nach rechts, so gelangt man in ein Kellergewölbe, in welchem Steinreliefs zu sehen sind. Am gegenüberliegenden Ende steht das St. Patrick's Cross, das 800 Jahre lang im Freien gestanden hat, nun aber ins Innere gebracht worden ist, um es besser zu schützen. Über die enge Mauertreppe gelangt der Besucher in den Hauptsaal, in dem an einem Ende Kanzellen und Bilder von Minne- sängern und am anderen die Refektoriumstafel zu sehen sind. Der gewaltige Steinkamin, von dem hier bereits die Rede war, wurde zu einem späteren Zeitpunkt, wahrscheindlich zu Beginn des 17. Jahrhunderts, eingebaut, während das aus Holz gearbeitete Siegel der Chorvikare und andere dekorative Details der Restaurierungs- arbeiten das Werk irischer Kunsthandwerker der Neuzeit sind.
Der Rundturm
Der vollständig erhaltene Rundturm erreicht eine Höhe von benahe 28 Metern und ist aus gehauenem Mauerwerk gebaut, das recht unregelmäßig geschichtet ist und zum größten Teil aus Sandstein besteht. Der Eingang blickt nach Südosten und liegt ungefähr 3.5 Meter über den Boden. Er besitzt einen flachen Architrav und ist rundbögig. Drei schmucklose Fenster erhellen die Stockwerke über dem eingang und blicken jeweils nach Nordosten, Norden und Südosten. Das oberste Stockwerk hingegen hat vier Fenster, die an den Enden dreiecksförmig zusammenlaufen, aber nicht genau in die vier Himmels- richtungen weisen. Das Stockwerk unter diesen Fenstern besitzt keine Lichtöffnung.
Die Burg
Die Burg ist 24 Meter hoch und hat einen rechteckigen Grundriß. Über die drei unteren Stockwerke spannt sich ein Spitzbogen. Darüber liegt der 11 Meter lange sowie 4.8 Meter breite Hauptraum. Das Fenster stammt aus dem 15. Jahrhundert und ist durch die üblichen Steinsitze in seiner Laibung gekennzeichnet. Dieser Raum ist mit dem nördlichen Mauer- durchgang im Hauptschiff und daher auch mit der Treppe der Kathedrale verbunden, die sich in der Ecke zum Turm hin befindet. Es gibt jedoch noch einen anderen Zugang von unten, nämlich über eine lange, außerordentlich steile und enge Treppe die sich innerhalb der Werst- mauer befindet. Der obere Teil der Burg ist nach oben hin und nach Süden beinahe völlig ungeschützt, nachdem die Südmauer 1847 eingestürzt war. Es gab offensichtlich noch einen weiteren Raum mit Arkaden an der Ostmauer sowie eine Mansarde oder Dachstube über den Hauptwohnräumen.
Übernommen aus der Übersetzung des offiziellen St. Patrick's Rock Cashel Führers.

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