Newgrange

Newgrange ist eines der schönsten Beispiele des sogenannten Kuppelgrabs
oder "passage grave" in Irland, ja in ganz Westeuropa. Es wurde rund 3000
Jahre v. Chr. erbaut, in einer Epoche, in der Werkzeuge und Waffen gewöhnlich
aus Stein gefertigt wurden.

Das Grabmal besteht aus einem Gang und einer Kammer, deren Wände und
Dach aus grossen Steinplatten ohne Mörtel gebaut sind. Ein grosser, kreis-
runder Steinhügel bedeckt das Megalithgrab. Dieser ist eingefasst von massiven,
horizontal gesetzten sich berührenden Randsteinen, die den Hügel umgeben.

Ausgrabungen haben bewiesen, dass weisse Quarzstücke und runde Granit-
steine auf der vorderen bzw. südlichen Seite des Hügels oberhalb der Rand-
steine eine Stützmauer bildeten, während sonstwo gewöhnliche Steine dafür
verwendet wurden. Stützmauern sind uns aus vielen bretonischen Ganggräbern
bekannt. Ursprünglich ragte diejenige in Newgrange schätzungsweise 3m über
die Randsteine empor. Sie wurde 1972-3 wiederaufgebaut, indem man auf der
vorderen Seite des Hügels die Quartz- und Granitstücke verwendete, die im
Laufe der Ausgrabungen gefunden wurden. Um für die wachsende Besucherzahl
Platz zu schaffen, wurde die Stützmauer am Eingang abgebrochen und durch
eine kurvige Kalksteinmauer ersetzt. Kalkstein, der im Grabmal sonst nirgends
vorkommt, wurde bewusst gewählt, um zu betonen, dass diese Mauern nicht
original sind.

Der etwa 11m hohe Hügel besteht aus Bachsteinen mittlerer Größe (ca.
15-25cm dick).

The Roof-Box
Diese nirgends sonst vorkommende Struktur wurde 1963 bei Ausgrabungen entdeckt. Sie ruht auf den vorderen Decksteinen des Ganges, etwa 2,4m von Eingang weg. Der vordere Rand seines Dachsteines ist schön verziert. Während der Wintersonnwende dringen die Strahlen der Sonne bis in die Kammer, mittels eines Schlitzes im Boden der 'Roof-Box'.
The Roof-Box
Der Gang

Den 18,9m langen Gang begrenzen 22 aufrechtgestellte Steine auf der linken
und 21 auf der rechten Seite, die eine durchschnittliche Höhe von 1.5 m
haben. Viele dieser Orthostaten sind verziert und alle sind behauen. Die
große Steinplatte, die jetzt auf der rechten Seite des Eingangs steht, diente
ursprünglich dazu, den Eingang zu schliessen. Gang und Kammer sind
zusammen 24,1 m lang; das ganze Grab beansprucht also nur einen Drittel
vom Durchmesser des Hügels.

Skizze des Innenraums
Die Kammer

Drei Seitenkammern führen aus der Hauptkammer heraus, so dass das ganze
Grab einen kreuzförmigen Grundriss besitzt mit denem verlängerten Stiel.
Die Kammer ist vom Eingang bis zum hinteren Stein der Endkammer 5,2 m
lang und 6.5m breit; ihre Scheitelhöhe beträgt 6m. Es ist eines der schönsten
Beispiele eines Kuppelgewölbes dieses Typs in Westeuropa, noch ganz in
seinem ursprünglichen Zustand erhalten.

Skizze des Innenraums
Der große Steinkranz
Newgrange
Ein Kranz von einzelnen grossen, vertikal gesetzten Steinen umgibt den
Hügel in etwa 11 bis 14m Entfernung. Dieser Kranz hat einen Druchmesser
von 103.6m und schliesst eine Fläche von nicht ganz einem Hektar ein. Die
vier Steine, die dem Eingang gegenüberstehen, gehören zu den grössten noch
verhandenen; sie ragen 1.8 bis 2.5m über die alte Grundfläche empor. Die
restlichen Steine sind fast alle nahe dem Boden abgebrochen. Keiner der
Kranzsteine ist verziert.
Der Rand

Die 97 Randsteine sind 1.7 bis 4.7m lang. Diejenigen in der Nähe des
Eingagns sind zwischen 3 und 4m lang und ragen im Durchschnitt 1.2m über
die alte Bodenfläche empor. Der Durchmesser des Randes (und des Hügels)
beträgt zwischen 79 und 85m und schliesst einen Raum von nicht ganz einem
halben Hektar ein. Viele der Randsteine sind verziert; besonders
beachtenswert sind die folgenden: der Eingangsstein; der ihm diametral
gegenüberliegende Stein; und der Randstein.
Die Beckensteine

Die grossen Beckensteine auf dem Boden der Seitenkammern und der
Endkammer sind denen im Dowth und Loughcrew ähnlich. In Newgrange sind
es vier: einer in der linken Seitenkammer, einer in der Endkammer, und zwei
- der eine im anderen liegend- in der rechten Seitenkammer. Der obere ist aus
Granit und sehr schön geformt. Er hat zwei Kreisförmige, nahe beieinander
liegende Einbuchtungen, deren Zweck unbekannt ist.

Diese Becken enthielten die Knochen der Toten, teils ganz, teils
verbrannt. Opfergaben wie Stein- und Knochenperlen und Gehänge,
Knochennadeln und Steinkügelchen wurden zu den Knochen gelegt. Sowohl
diese typischen Grabwaren als auch einige Knochenreste, die auf eine kleine
Anzahl von Toten schliessen lassen, wurden während der Ausgrabungen
entdeckt.

Die Erbauer des Denkmals

Manche Besucher werden die Geschichten bekannt sein, die erzählen, dass
die Könige von Tara in Newgrange begraben sind. In diesen Erzählungen
wird Newgrange Brù na Bòinne genannt. Cormac Mac Airt, so heißt es,
einer der berühmtesten Könige von Tara, wollte nicht in Bruù begraben
werden, einem Friedhof der Götzendiener, wie er meinte. Trotzdem haben
seine Diener versucht, sein Leichnam vom anderen Flußufer dorthin zu
bringen. Der Boyne stieg aber an, so dass man nicht landen konnte, und der
fromme Cormac wurde doch in Ros na Rì gegenüber von Newgrange
begraben.

Dies sind bloss Sagen. Newgrange aber war schon einige tausend Jahre
alt, als die Könige von Tara herrschten, und wir kennen weder die Erbauer
noch diejenigen, für die die Boynegräber bestimmt waren. Ausgrabungen
haben aber bewiesen, das man zu dieser Zeit im Boynetal Getreide anbaute
und dass die Wälder schon gerodet worden waren. Einige Rasenstücke, die im
Hügel verwendet wurden, stammen nachweislich von Feldern, in denen früher
Getreide kultiviert worden war, die aber wieder zu ihrem Urzustand
zurückgekehrt waren. Die damaligen Bewohner der Newgrange-Gegend
bildeten also vermutlich eine Bauern- und Viehzüchtergemeinschaft, der
heutigen nicht unähnlich. Ihr hohes technisches Können, sowohl als der feine
Kunstsinn, den die Steinverzierungen verraten, zeugen von einer hochentwickelten
Kultur, und es ist nicht überraschend, dass unsere Vorfahren Newgrange für das
Werk des keltischen Hauptgotts, den grossen Dagda, und seiner Söhne hielten.

Copyright Claire O' Kelly 1995
Übernommen aus der Übersetzung des offiziellen Newgrange Führers.

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